Jeder von uns kennt das Gefühl der Unsicherheit in Beziehungen: die leise Stimme im Hinterkopf, die fragt, ob alles gut ist. Doch für manche Menschen wird diese Unsicherheit zu einer ständigen Begleiterin namens Trennungsangst. Besonders im Erwachsenenalter und in Partnerschaften kann sie das Leben erheblich beeinträchtigen.
Was ist Trennungsangst?
Trennungsangst ist eine intensive und oft übergroße Furcht davor, von einer nahestehenden Person getrennt zu werden. Während Kinder diese Angst normalerweise erleben, wenn sie lernen, sich von ihren Eltern zu lösen und unabhängig zu werden, kann Trennungsangst bei Erwachsenen ein ernsthaftes Problem darstellen, insbesondere in Liebesbeziehungen.
Bei Erwachsenen äußert sich diese Störung nicht nur als gelegentliche Unsicherheit, sondern als ständige Sorge und Angst, dass der Partner die Beziehung beenden könnte. Diese Angst geht über normale Beziehungsängste hinaus und kann das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Betroffene haben oft ein tief verwurzeltes Gefühl der Unsicherheit und Furcht vor dem Alleinsein.
Merkmale der Trennungsangst bei Erwachsenen sind:
- Ständige Sorge um den Verbleib des Partners: Das Bedürfnis, ständig zu wissen, wo der Partner ist und was er tut.
- Übermäßige Anhänglichkeit: Schwierigkeiten, Zeit getrennt vom Partner zu verbringen, und das Bedürfnis nach ständiger Nähe.
- Eifersucht und Misstrauen: Unbegründete Ängste, dass der Partner untreu sein könnte oder die Beziehung verlassen will.
- Physische Symptome bei Trennung: Panik, Herzrasen oder Übelkeit, wenn der Partner nicht in der Nähe ist.
Diese Störung kann dazu führen, dass Betroffene sich in Beziehungen selbst sabotieren. Das ständige Bedürfnis nach Bestätigung und die Furcht vor dem Verlassenwerden können den Partner unter Druck setzen und Spannungen erzeugen. Ironischerweise kann genau dieses Verhalten das Risiko einer tatsächlichen Trennung erhöhen.
Die Ursachen für Trennungsangst bei Erwachsenen sind vielfältig:
- Frühere Erfahrungen: Traumatische Trennungen oder Verlusterlebnisse in der Vergangenheit können die Angst verstärken.
- Kindheitserfahrungen: Unsichere Bindungen zu Eltern oder Bezugspersonen können die Entwicklung von Trennungsangst begünstigen.
- Geringes Selbstwertgefühl: Ein Mangel an Selbstvertrauen und das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, können die Angst vor dem Verlassenwerden verstärken.
Wie äußert sich Trennungsangst bei Erwachsenen?
Menschen mit Trennungsangst haben oft große Schwierigkeiten, alleine zu sein. Sie fürchten ständig, dass ihr Partner (Bezugsperson) sie verlassen könnte. Dies kann sich in häufigen Kontrollanrufen, Eifersucht oder dem Bedürfnis nach ständiger Nähe äußern. Die Angst vor dem Alleinsein ist so groß, dass sie das eigene Verhalten und die Beziehung negativ beeinflusst.
Einfluss auf Liebe und Partnerschaft
In einer Beziehung sollte Vertrauen die Basis sein. Doch diese Trennungsangststörung kann dieses Vertrauen untergraben. Die ständige Sorge, verlassen zu werden, kann zu Spannungen führen. Der Partner fühlt sich oft eingeengt oder missverstanden. Es entsteht ein Teufelskreis: Die Angst führt zu Verhaltensweisen, die die Beziehung belasten, was wiederum die Angst verstärkt.
Ursachen und Hintergründe
Die Wurzeln der Trennungsangst liegen oft in der Kindheit. Erfahrungen von Verlust, Vernachlässigung oder instabilen Bindungen zu Bezugspersonen führen häufig dazu, dass im Erwachsenenalter Ängste entstehen. Auch Traumata oder frühere schmerzhafte Trennungen können eine Rolle spielen.
Die Angst, verlassen zu werden
Diese Angst ist tief verwurzelt und nicht einfach durch rationale Überlegungen zu überwinden. Sie kann das Selbstwertgefühl beeinflussen und dazu führen, dass man sich abhängig vom Partner fühlt. Die Vorstellung, ohne den anderen nicht zurechtzukommen, wird zur dominierenden Gedankenspirale.
Was tun bei Trennungsangst?
1. Selbsterkenntnis: Der erste Schritt ist, die eigenen Ängste zu erkennen und anzunehmen. Sich einzugestehen, dass man unter Trennungsangst leidet, erfordert Mut.
2. Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Gefühle. Eine offene und ehrliche Kommunikation kann Missverständnisse vermeiden und Verständnis fördern.
3. Professionelle Hilfe suchen: Eine Therapie, insbesondere Verhaltenstherapie oder Psychotherapie, kann helfen, die Ursachen der Trennungsangststörung bei Erwachsenen zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um besser damit umzugehen.
4. Selbstständigkeit fördern: Versuchen Sie, eigene Interessen und Hobbys zu pflegen. Das stärkt das Selbstvertrauen und reduziert die Abhängigkeit vom Partner.
5. Soziales Netzwerk aufbauen: Pflegen Sie Freundschaften und familiäre Beziehungen. Ein stabiles soziales Umfeld bietet Unterstützung und Sicherheit.
Unterstützung durch den Partner
Angehörige und Partner sollten geduldig und verständnisvoll sein. Gemeinsam können Sie Wege finden, die Angst zu bewältigen und die Beziehung zu stärken.
Unterstützung bei Angststörungen
Trennungsangst muss kein dauerhafter Zustand sein. Mit der richtigen Unterstützung und eigenen Anstrengungen ist es möglich, die Angst zu überwinden und eine erfüllte, vertrauensvolle Beziehung zu führen. Es ist ein Weg, der Zeit und Geduld erfordert, aber die positiven Veränderungen sind es wert.
Jeder Mensch verdient es, in Beziehungen Sicherheit und Vertrauen zu erfahren. Wenn die Angst vor dem Verlassenwerden jedoch überhandnimmt, sollte man aktiv zu werden. Suchen Sie nach Hilfe, sprechen Sie darüber und gehen Sie Schritt für Schritt in ein Leben mit weniger Angst und mehr Freude an der Partnerschaft.
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